Die Regensburger Schnupftabakfabrik
Die ›Fabrikation Gebrüder Bernard‹, 1733 in Offenbach gegründet, war der erste Schnupftabakhersteller Deutschlands. 1812 entstand in Regensburg eine Filialfabrik in der mittelalterlichen Hausburg der Patrizierfamilie Zant in der Gesandtenstraße. 1898 dehnte sich die Fabrikation auf die westlich angrenzende Hausburg der ehemaligen Patrizierfamilie Ingolstetter aus. Ein Jahrhundert war die Regensburger ›Schnupfe‹ Produktionsanlage für Schnupftabak. 1999 wurde die Herstellung in Regensburg aufgegeben und in den Nachbarort Sinzing verlagert. Ab 2000 begann die Umplanung des Gebäudekomplexes, der Umbau erfolgte ab 2004.
Auch wenn die einstige Produktionsstätte in ihrem Grundriss und ihrer architektonischen Gestalt noch nachvollziehbar ist, hat sich die Nutzung des Anwesens vollkommen verändert: Läden, Lokale, Büros, Wohnungen. Die Aromen des Tabaks sind in manchen zugänglichen Räumen des baulichen Ensembles nach wie vor wahrnehmbar. Im ersten Stock des Traktes zur Gesandtenstraße hin ist ein kleines Museum über die Gesichte des Hauses eingerichtet und im Stockwerk darüber werden Projekte erneuerbarer Energien geplant und realisiert.
Die heute noch erhaltenen Reste der Fabrikationsanlagen verkörpern ein Stück Industriegeschichte von Regensburg. Heutzutage ist es vielerorts unvorstellbar, dass mitten in einer historischen Altstadt einer Großstadt eine Fläche in jenem Ausmaß für eine Industrieproduktion belegt wird.
Die Fotos entstanden 1981, als die Fabrik noch produzierte, jedoch nur mehr einzelne Mitabeiter*innen in der Gesandtenstraße beschäftigt waren.