Heimat ist Sprache — in der Tat ist mir meine Sprache Heimat. Und doch »(...) verlangt Heimat nach Markierungen der Identität eines Ortes«* die über die bloße sprachliche Äußerung hinausgeht. Ein Spaziergang um das Dorf, ein suchender Gang in der Siedlung einer Stadt kann Schönheit und Grauen gleichermaßen ob der Gestaltung der heimatlichen Umgebung offenbaren. Luigi Veronelli hat jene Suche mit »Das Land begehen« ausgedrückt: ›Camminare la terra‹. Veronelli war der Gründer von Slowfood und der Apostel des ›Chilometro zero‹. Aus dem Umkreis seines Lebensumfeldes zu schöpfen, womit er in erster Linie die Kultur des Essens ansprach. Die Produkte des Feldes, die Erzeugnisse der Landwirtschaft. Der Kunsthistoriker Tomaso Montanari hat diese Philosophie weiter entwickelt. Slow Art**. Nicht immer nur zu Ausstellungen in die weite Welt und ihre Metropolen, sondern der Gang ins nächste Dorf in die vermeintlich bekannte und vertraute Umgebung. Man müsse die Kunst auch im Leben aufsuchen, an ihren Orten, sagt er. Gehen wir.
*Alexander Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte, 1965
**Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung vom 24.10.2015